Citizen Innovation demokratisiert den Innovationsprozess
In der sich rasch wandelnden Innovationslandschaft gewinnt das Konzept der Citizen Innovation zunehmend an Bedeutung. Dieses Paradigma strebt eine Demokratisierung des Innovationsprozesses an, indem es die traditionellen Grenzen zwischen Experten und Anwendern aufbricht (von Hippel, 2017). Der vorliegende Aufsatz untersucht die Grundlagen, Potenziale und Herausforderungen dieses Ansatzes sowie dessen Auswirkungen auf die Gestaltung zukunftsweisender Lösungen.
Citizen Innovation basiert auf der Prämisse eines nutzerzentrierten Designprozesses, der eine breitere Beteiligung verschiedener Stakeholder an der Entwicklung innovativer Lösungen ermöglicht. Im Gegensatz zum traditionellen Innovationsmodell, das den Nutzer lediglich als passiven Konsumenten betrachtet, positioniert der Citizen Innovation-Ansatz den Anwender als aktiven Co-Creator (Chesbrough und Bogers, 2014).
Die Demokratisierung von Innovation eröffnet neue Möglichkeiten der Partizipation und fördert einen offenen, kollaborativen Gestaltungsprozess. Moderne digitale Werkzeuge erleichtern den Zugang zu Wissen und vereinfachen die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Dies ermöglicht es einer breiteren Masse, wertvolle Beiträge zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen zu leisten (Seltzer und Mahmoudi, 2013).
Ein wesentlicher Aspekt der Citizen Innovation ist der Paradigmenwechsel im Innovationsprozess selbst, insbesondere im Bereich des Prototypings. Das Prinzip "Show, don't tell" steht hierbei im Vordergrund: Die schnelle Entwicklung überzeugender Prototypen ermöglicht es, die Wirkung einer Lösung unter realistischen oder realitätsnahen Bedingungen zu validieren. Dieser Ansatz, der auch im Citizen Innovation Training von M1ND vermittelt wird, fördert eine iterative und agile Arbeitsweise. Dadurch können Fehlentwicklungen frühzeitig erkannt und Lösungen kontinuierlich optimiert werden (Jensen, 2017). Diese Methodik demokratisiert nicht nur die Mittel zur Entwicklung neuer Lösungen, sondern auch den gesamten Innovationsprozess, indem sie ermöglicht, aktiv an der Gestaltung und Entwicklung von Innovationen teilzuhaben.
Der Ansatz der Citizen Innovation stellt den Menschen in den Mittelpunkt und zielt darauf ab, dessen Bedürfnisse innerhalb eines technischen und ökonomischen Rahmens zu erfüllen. Programme wie das von M1ND initiierte "Citizen Innovation" unterstützen diesen Demokratisierungsprozess durch den Aufbau von Kapazitäten, Prozessen und Fähigkeiten. Basierend auf den Prinzipien des Human Centered Design, Design Thinking und Open Innovation, fördert dieses Programm die aktive Teilhabe von Anwendern im Innovationsprozess.
Citizen Innovation repräsentiert einen vielversprechenden Ansatz zur Demokratisierung von Innovation. Durch die Integration verschiedener Perspektiven und die Förderung einer breiten Beteiligung hat dieses Modell das Potenzial, innovativere und nutzerzentriertere Lösungen hervorzubringen. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Evaluierung der langfristigen Auswirkungen und die Entwicklung von Best Practices für die erfolgreiche Implementierung von Citizen Innovation-Initiativen konzentrieren.
Literatur:
Chesbrough, H. und Bogers, M., 2014. Explicating open innovation: Clarifying an emerging paradigm for understanding innovation. In: H. Chesbrough, W. Vanhaverbeke und J. West, Hrsg. New Frontiers in Open Innovation. Oxford: Oxford University Press, S. 3-28.
Seltzer, E. und Mahmoudi, D., 2013. Citizen Participation, Open Innovation, and Crowdsourcing: Challenges and Opportunities for Planning. Journal of Planning Literature, 28(1), S. 3-18.
von Hippel, E., 2017. Free Innovation. Cambridge, MA: MIT Press.
Jensen, M.B., Elverum, C.W. and Steinert, M., 2017. Eliciting unknown unknowns with prototypes: Introducing prototrials and prototrial-driven cultures. Design Studies, 49, pp.1-31.